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Vertrauen

Die Petrus-Lektion: Sich trauen zu vertrauen

Das Glasfenster hinter dem Altar zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es zeigt eine bekannte Szene aus der Bibel.  Aber es ist kein Motiv, das ich bisher in keiner Kirche an dieser exponierten Stelle gesehen habe. Jesus steht auf dem Wasser sein Blick ist auf den Apostel Petrus gerichtet. Dieser droht im unruhigen Meer zu ertrinken. Eine existenzielle, lebensbedrohliche Situation. In seiner Not streckt Petrus die Hand nach Jesus aus – und der ergreift sie. Eine dramatische Geschichte, zusammengefasst in vier Sätzen.

Ich setze mich in die erste Kirchenbankreihe. Meine Gedanken kreisen um den in diesem Glasmosaik festgehaltenen Moment. Warum berührt diese Szene mich so? Was macht sie für mich und offensichtlich auch für die Ev.-luth. Christus-Kirche auf der Nordseeinsel Borkum so aktuell? Bin ich, sind wir auch 2019 „Petrus“? Ist es ein Wiedererkennen, was die Faszination dieses Kirchenfensters ausmacht?

Ich zücke mein IPad und suche die passende Stelle in Mt. 14,30-31. „Als Petrus aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: „Herr hilf mir!“. Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn.“ Ein Hilfeschrei, ein Moment des Vertrauens und der Bestätigung: Jesus lässt alle, die an ihn glauben, nicht im Stich.

 Doch die Geschichte, die Matthäus uns im Neuen Testament erzählt, enthält viel mehr als diese packend-dramatische Schlüsselszene. Sie beginnt mit einer allen Seeleuten auf der Welt bekannten schwierigen Wetterlage. Es stürmt, der Wind türmt hohe Wellen auf. Das Boot, mit denen die Jünger auf den See Genezareth hinaus gefahren sind, wird gewaltig durchgeschüttelt. Die Mannschaft, darunter erfahrene Fischer, bekommt es mit der Angst zu tun. In dieser Krise fehlt eine entscheidende Person an Bord: Jesus. Ihr Meister, ihr Rabbi ist an Land geblieben. Er hat sie vorausgeschickt. Ohne ihn fühlen sie sich dem tobenden Meer ausgeliefert. Sie sind ohne Führung.

Ich habe in meinem Leben einige Krisensituationen erlebt. Und es gab Momente, in denen ich mich wie die Jünger orientierungslos, führungslos und der Krise hoffnungslos ausgeliefert gefühlt habe. Es gab zwar ein inneres „Wissen“: Da gibt es jemand, etwas… Aber in der konkreten Herausforderung half mir das damals nichts. Ich hatte Jesus noch nicht „erfahren“.

Die Jünger haben das zwar schon. Doch auch sie sind nur Menschen und am ver-zweifeln. Bis, ja bis sie Jesus auf dem Wasser wandeln sehen. Zunächst erschrecken sie vor dem „Gespenst“. Verständlich, denn Wasser trägt bekanntlich nicht. Doch Jesus redet mit ihnen, versichert ihnen: „Ich bin es. Ihr braucht keine Angst zu haben“. Damit erinnert er sie an die Wunder, die sie mit ihm bisher schon erlebt haben. Und nicht nur das: Am Ende der Geschichte, über die auch Johannes und Markus in ihren Evangelien berichten, gebietet er dem Sturm Einhalt, zeigt, dass er auch hier Naturgesetze außer Kraft setzen und wie seinem Willen unterwerfen kann.

Doch Matthäus bringt davor noch Petrus ins Spiel. Auch ihm ist das Geschehen nicht ganz geheuer. Aber er ist mutig, und er ist bereit ein Risiko einzugehen. Etwas zu tun, was gegen alle ihm bekannten Regeln verstößt, die er bisher für unumstößlich gehalten hat. Was ich an Petrus an dieser Stelle so schätze: Er lässt Jesus an seinen Zweifeln teilhaben. Denn um sicher zu gehen, dass es sich bei der „Erscheinung“ nicht um ein „Gespenst“ handelt, sondern tatsächlich um den leibhaftigen Jesus, bittet er diesen um etwas: „Wenn du es bist, befiehl mir, über das Wasser zu dir zu kommen“. Ich würde dieses Wort, – das in mir militärische Assoziationen weckt – eher mit „Auftrag“ übersetzen. Was Petrus in diesem Moment braucht, trifft das englische Wort „reassurence“ für mich am besten. Er weiß um den Unterschied zwischen seinen Möglichkeiten und denen von Jesus. Deshalb benötigt er diese Zusicherung, Rückendeckung, um das logisch Unmögliche zu tun. Und: Jesus zeigt Verständnis, er stärkt ihn mit seinen Worten, damit er in dieser Situation den Mut hat, sich  zu trauen zu vertrauen, im Glauben gehorsam zu sein. Damit wird das Unmögliche möglich. Petrus vertraut – wagemutig und demütig zugleich – Jesus sein Leben an, was ihn als Konsequenz dazu befähigt, wie dieser auf dem Wasser zu wandeln.

Ja, es bedarf Mut, „ins kalte Wasser zu springen“. Jesus zu vertrauen, seiner Stimmer zu folgen, Ängste hinter sich zu lassen, besonders, wenn man sich (noch) nicht sicher ist, dass das „Wasser trägt“. Ich habe meinen ersten „Vertrauens-Vorschuss-Jesus-Test“ jedenfalls nicht bereut. Und mit dieser Erfahrung, der andere folgten, wurde mein Vertrauen, mein Glaube immer tiefer – er ist inzwischen sozusagen „sturmerprobt“. Und ich habe erfahren: Jesus ist ein genialer Motivator. Wenn er einen „be-ruft“, etwas zu tun, dann „be-fähigt“ er einen auch es zu tun. Wenn dennoch Zweifel in mir hochsteigen, bitte ich wie Petrus um eine Bestätigung, ein Zeichen – was erstaunlicherweise bisher immer geschehen ist.

Petrus hat Mut gezeigt, Jesus hat ihn in seinem Vertrauensschritt bestärkt, das Wasser hat ihn getragen… Doch dann wendet er seinen Blick von ihm ab. Die unmittelbare Folge: Angst und Panik. Der Wind ist immer noch stark, die Wellen schlagen hoch. „Und ich gehe auf dem Wasser? Das kann nicht sein!“, mag Petrus in diesem Moment gedacht haben. Augenblicklich verliert das Wasser seine „Trag-Kraft“. Petrus sinkt. Im wahrsten Sinne des Wortes geht er baden. In seiner Not schreit er: „Jesus hilf mir!“ Und, wie wir schon wissen, Jesus erhört ihn, reicht im sofort die Hand und verschafft ihm so wieder „Boden unter den Füßen“ – ohne Vorwurf, nur mit einer Frage: „Warum hast du gezweifelt?“. Gemeinsam legen sie den Weg zum Schiff zurück. Jetzt kann Petrus getrost seinen Blick von Jesus abwenden und ihn auf das gemeinsame Ziel, das Schiff, richten. Er weiß: Mit Jesus an seiner Seite kann ihm nichts geschehen.  An Deck angekommen legt sich der Sturm. Und alle Jünger werfen sich vor Jesus mit den Worten nieder: „Du bist wirklich der Sohn Gottes.“

Eine starke Geschichte. Eine, die uns Mut macht. Wir dürfen Gott, Jesus vertrauen. Wir dürfen auch zweifeln, das ist menschlich. Gott hat uns erschaffen, er kennt uns, unsere Stärken und Schwächen. Er ermutigt uns, ins Risiko zu gehen, seinem Ruf zu folgen. Und selbst dann, wenn uns kurz vor dem Ziel Zweifel den „Boden unter den Füßen wegziehen“, wir im Wasser zu versinken, an Krisen zu scheitern  drohen, geht es uns wie Petrus: Die rettende Hand ist nicht weit entfernt. Es ist an uns, sie zu ergreifen. Mehr noch, wir können darauf vertrauen, dass er an unserer Seite bleibt. Das ist für mich die wichtigste Botschaft dieser Geschichte. Die Botschaft, die mich beim Betrachten des Borkumer Kirchenfensters tief dankbar werden ließ.

Beim Schreiben dieses Textes kam mir noch ein anderer Gedanke in den Sinn. Jeder von uns ist in schwierigen Lebenssituationen auf ausgestreckte Hände angewiesen – und das nicht nur „himmlisch“, sondern ganz irdisch-menschlich. Orientieren wir uns doch an Jesus, nehmen ihn als Vorbild und geben Menschen, die unsere Hilfe brauchen, Halt.

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geschriebene Worte

Vergeben

geschwister wider willen – freunde aus freiem willen

Sein Vater hieß Willi. Er war Soldat,. Sein Traumberuf: Finanzbeamter. Er fiel im Krieg, bevor mein Bruder geboren wurde. Der wuchs nach der Flucht unserer Mutter aus Schlesien zunächst bei deren Schwiegereltern in Stuttgart auf.

Mein Vater hieß Paul. Er wurde in Luzern geboren, hatte aber einen deutschen Pass. Er liebte die Berge, den Vierwaldstätter See und das Leben. Er arbeitete als Bademeister im Lido. Dann kam der Krieg. Er war zum falschen Zeitpunkt bei Verwandten im Schwarzwald. Er wurde eingezogen, kam in französische Kriegsgefangenschaft. Danach ließen ihn die Schweizer nicht mehr einreisen. Er „strandete“ in Stuttgart. Dort traf er meine aus Schlesien geflüchtete Mutter. Sie heirateten. Zehn Jahre nach meinem Bruder kam ich auf die Welt.

Als ich zwei Jahre alt war, musste mein Halbbruder Oma und Opa verlassen. Der Grund: Unsere gemeinsame Mutter und mein Vater arbeiteten inzwischen beide bei der Post. Sie brauchten für mich einen Babysitter. Die schlechtesten Voraussetzungen zur Entwicklung einer Geschwisterliebe. Er wurde mit 12 Jahren aus seinem gewohnten Umfeld herausgerissen, bekam einen Stiefvater. Beide verstanden sich nicht sonderlich gut. Unsere Mutter versuchte auszugleichen. Ihre Zuwendung richtete sich in dieser Situation vor allem auf meinen Bruder. Es gab häufig Streit.

Mein Bruder lernte nach der Mittleren Reife einen Beruf, heiratete in jungen Jahren. Er und seine Frau bekamen einen Sohn. Sein Berufsleben verlief geradlinig bergauf. Bald besaß die Familie ein Eigenheim, später auch einen Schrebergarten. Vor der Tür stand ein Mercedes. Bis heute lebt er im Raum Stuttgart. Unsere Mutter war glücklich.

Vor dem Hintergrund eigener traumatischer Kindheitserfahrungen hatte sich in mir der Eindruck verfestigt: Er hat „die besseren Lebens-Karten bekommen“ – von seiner Vorgeschichte wusste ich damals nicht. Ich machte fortan, vor allem nach dem Tod meines Vaters mit 17, nur noch „mein Ding“.  Und das hieß nicht: Heiraten und Kinderkriegen, Häusle bauen und einen Obstbaum pflanzen. Nach einer Banklehre ermöglichte mir der 2. Bildungsweg meinen Traum zu studieren. Der Beruf als Journalistin, das Reisen um die Welt, brachte mir Erfüllung.

Unser geschwisterliches Verhältnis war wie Feuer und Wasser. In seinen Augen war ich eine „Emanze“. In meinen Augen war er ein „Spießer“.  Unsere Mutter versuchte zu vermitteln. Doch wir begegneten uns vorzugsweise und eher notgedrungen nur zu Familientreffen. Mehr als Small Talk war nicht drin.

Ich war schon in den 40ern und er in den 50ern als wir das erste Mal versuchten, eine Brücke zu bauen: auf „neutralem“ Boden, in einem Restaurant in Berlin. Er erzählte mir seine Kindheitsgeschichte und ich ihm meine. Die Erkenntnis „oh, nicht nur ich habe gelitten, sondern auch der andere“, brachte die ersten gegenseitigen Vorurteile zum Einsturz. Aus der zementierten Abwehrhaltung wurde eine Art befriedete Koexistenz.

Bis daraus eine tragfähige Brücke wurde, dauerte es allerdings nochmals ein gutes Jahrzehnt. Den Anstoß dazu gab der Alterungsprozess unserer Mutter. Beim Tod ihrer vermögenden Schwester hatte es in der Verwandtschaft Erbstreitigkeiten gegeben. Wir wussten unausgesprochen beide, dass sie befürchtete, dass auch wir uns nach ihrem Tod in die Haare bekommen würden. Ich machte mir darüber keine Sorgen. Mein Bruder hatte einfach zu viel  von der Finanz-Korrektheit seines Vaters geerbt. Ich begann mir über etwas anderes Gedanken zu machen. Werden wir uns nach der Beerdigung unserer Mutter, die auf 90 zuging, noch jemals sehen? Schließlich waren wir sozusagen die letzten „Mohikaner“ der Familie.

Im Dezember 2010 war es soweit: Unsere Mutter lag im Sterben. Wir gingen beide ganz unterschiedlich damit um. Er organisierte, ich kümmerte mich eher, begleitete sie. Kurz vor ihrem Tod kam es deshalb zwischen uns beiden zu einer Auseinandersetzung – der ersten überhaupt. Mein Bruder hatte für unsere Mutter am Sterbebett noch Zukunftspläne geschmiedet – obwohl wir alle wussten, dass sie nur noch ein zwei Tage leben würde. Ich drängte ihn deshalb zu einem Gespräch auf den Flur. Dort bat er mich darum – wieder ganz sachlich – die Todesanzeige zu formulieren. Das brachte das Fass zum überlaufen. Ich hielt mit meiner Meinung über dieses widersprüchliche Verhalten nicht hinterm Berg. Da sah ich plötzlich wie er glasige Augen bekam. „Wir haben eben unterschiedliche Weisen mit dieser Situation umzugehen“, meinte er hilflos. Mein Bruder zeigte Emotionen! Ich war sprachlos und gerührt. Spontan nahm ich ihn in den Arm. Ganz geheuer war ihm diese Reaktion sichtlich nicht, aber er ließ es zu.

Unsere Mutter starb am nächsten Tag. Ich konnte ihr unter vier Augen noch erzählen, dass wir uns versöhnt haben. Meine letzte „alles ist gut“- Botschaft hatte dabei einen weicheren Tonfall bekommen – vielleicht hat sie es noch gefühlt.

Seit ihrem Todestag ist das „Kriegsbeil“ zwischen mir und meinem Bruder begraben. Nach und nach ist daraus zunächst ein „Friedensbäumchen“ und dann ein „Freundschaftsbäumchen“ geworden. Mein Bruder und seine Frau besuchen mich regelmäßig und ich schaue bei ihnen vorbei, wenn ich im Raum Stuttgart zu tun habe. Inzwischen haben wir uns auch etwas zu sagen. Die Zeit des Small Talks gehört der Vergangenheit an. Und: Wir entdecken immer mehr Gemeinsamkeiten. Mutter sei Dank.

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Worte mit WERT

Leadership

In meinen Coachings geht es häufig um das Thema „Führen“. Nicht immer offensichtlich, manchmal auf den 2. Blick. Ein zentrales Thema sind dabei häufig die 3 W`s: Wollen, Wagen, Wehren. 1. Will ich andere wirklich führen? 2. Wage ich es mich ins Scheinwerferlicht zu stellen und Verantwortung zu übernehmen? 3. Bin ich wehrhaft, wenn es darauf ankommt, das heißt, kann ich souverän NEIN sagen, wo es notwendig ist? Wer all diese Fragen mit einem klaren JA beantworten kann, ist auf dem besten Weg, seine Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Denn wer will sich schon von jemanden führen lassen, der dies innerlich ablehnt, der keine Verantwortung übernehmen möchte und konfliktscheu ist. Neben diesen 3 W`s möchte ich noch kurz auf die „Formel“ m4   eingehen: Man muss Menschen mögen! Wer dies nicht tut, sollte sich zu seinem und dem Wohl seiner Mitmenschen lieber mit Zahlen beschäftigen.

Nach dieser kurzen Einführung nun zum Thema „Leadership“. Leadership beinhaltet mehr als führen, leiten, managen. Leadership benötigt Persönlichkeit. Ein Leader zieht ohne offiziellen Titel Menschen an, begeistert und motiviert sie. Diese Qualitäten sind keine Techniken, die sich in Seminaren erlernen lassen. Sie müssen in der Person schon als Potenzial angelegt sein. Bevor ich tiefer in das Thema einsteige, zunächst eine begriffliche Differenzierung.

Managen bezeichnet die Organisation von Prozessen. Das Verb „leiten“ hängt eng mit dem Wort „an-leiten“ zusammen, also mit befähigen. Zur Aufgabe eines Teamleiters gehört es zum Beispiel, sein Team zu befähigen, ein Projekt – oft zeitlich begrenzt – zu entwickeln und erfolgreich zu realisieren. Ein Leiter verfügt über eine eher indirekt angewandte Führungskompetenz. Das Führungsverständnis ist noch stärker kooperativ ausgerichtet.

an-leiten versus an-führen

Über Team-Projekte in Unternehmen hinaus sehen sich besonders Führungskräfte in kirchlichen und sozialen Bereichen von ihrem Selbstverständnis eher in einer Leiterposition. Das „Wir“ steht im Vordergrund. Interessanterweise trifft dies auch auf die Mentalität unserer Nachbarn, den Schweizern, zu. Den Eid-Genossen und Nachfahren von Wilhelm Tell sind Führungskräfte, die sich als An-Führer verstehen traditionell suspekt.

Damit ist schon ein Unterschied zwischen den beiden Begriffen an-leiten und an-führen deutlich geworden. In dem Begriff Führungskraft steckt außerdem die Silbe „kraft“. Die meisten Führungskräfte haben diese Position inne „Kraft“ Amtes – häufig genug wegen ihrer fachlichen Qualifikation und/oder ihrer Dienstjahre. Verfügt diese Person auch noch über menschliche Führungsqualitäten haben die Mitarbeiter Glück gehabt.

Ist dies nicht der Fall, fehlen die sozialen und kommunikativen Kompetenzen, fehlt der Mut zur klaren Ansage, wenn diese angesagt ist, sind Unsicherheit und Vertrauensverlust die Folge. Konflikte sind vorprogrammiert, Mobbing ist nicht selten die Konsequenz. Ein Unternehmen, eine Organisation, eine soziale oder kirchliche Einrichtung gleichen einem Schiff: Blickt die Mannschaft nicht auf den Kapitän, genießt das Führungs-Team (Offiziere) kein Vertrauen und keinen Respekt, dann stehen die Chancen, dass Schiff bei rauer See sicher in den Hafen zu bringen nicht gut.

IQ + EQ + SQ = Leadership

Wer führt und leitet benötigt also als wichtigstes „Handwerkszeug“ fachliche Kompetenz/Wissen und Beziehungskompetenz, auch emotionale Intelligenz genannt. Eine dritte wichtige Säule ist die sogenannte spirituelle Intelligenz. Sie bezieht sich auf die Werte, die ethischen Grundwerte, welche die innere Haltung und als Folge, das daraus resultierende Handeln einer Person bestimmen. Das ist gerade bei Führungskräften und Leitern wichtig. Nur wenn alle drei Elemente – IQ + EQ + SQ – zusammenkommen, entsteht ein Führungsdreieck, entsteht „Führerschaft“, das deutsche Wort für Leadership.

Stolperstein „Macht“

Das ist besonders mit Blick auf einen Aspekt wichtig, an dem allzu viele Menschen scheitern: dem Umgang mit Macht. Dabei ist diese an sich weder gut noch böse. Im Gegenteil: Wer Macht besitzt, kann etwas „machen“, kann etwas bewegen, gestalten, nach vorne bringen. Die große Frage lautet jedoch: Was macht Macht mit mir? Macht sie mich korrupt, gierig; dient sie mir nur dazu, mein Ego zu bedienen. Es ist eine Frage des Charakters, der eigenen Werte und des Mutes für diese einzustehen. Wer Macht in Händen hält, trägt Verantwortung. Das heißt auch: Er muss sein Tun, die Folgen seiner Entscheidungen verantworten – vor einem irdischen oder himmlischen Richter.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Deshalb finde ich es erstaunlich, aber vermutlich ist es ein menschliches Phänomen, dass sie immer wieder „neu aufgelegt“ werden (müssen), um Führungs- und Leitungspersonal zu „inspirieren“. Dabei gibt es einen banalen Spruch, die diesen Kerngedanken auf den Punkt bringt: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen an. Oder: Behandle andere so, wie du behandelt werden willst. Allerdings gibt es da noch das „Feintuning“. Dafür steht der Satz: Der Geführte führt den Führenden.

führen und sich führen lassen

Jeder Mensch ist verschieden. Das betrifft seine Intelligenz, seine fachliche Kompetenz, seine Kreativität, seine emotionalen Bedürfnisse, seine Biografie, seinen kulturellen Hintergrund. Manche Personen benötigen beispielsweise eine klare Ansage, andere Freiräume, manche eine „Wohlfühlatmosphäre“, andere klare Strukturen. Aufgabe eines Leaders ist  es, diese Unterschiede zu erkennen und seinen Kommunikations- und Führungsstil entsprechend anzupassen. Denn nur wenn ich den richtigen Ton treffe, sind Menschen bereit, sich führen zu lassen. Und, ein zweiter Punkt, wenn ich ihre Würde achte. Das ist ein Grundrecht, das in unserem Grundgesetzt in Artikel 1 verbrieft ist, aber mit Blick auf die Bilanzen – in denen Personal als „Kostenfaktor“ auftaucht – viel zu oft missachtet wird.

Krisenzeiten – Nagelprobe

Damit Menschen sich aus eigenem Antrieb führen lassen, bedarf es also ihrer Respekts, ihres Vertrauens und ihrer (un)ausgesprochenen Einwilligung. Dann akzeptieren Menschen auch berechtigte, konstruktive Kritik. Nicht nur das: Sie sind bereit, sich hinter ihren Chef oder Teamleiter zu stellen, wenn dieser einmal im „Kreuzfeuer“ stehen sollte. Eine solche Solidarität kann ich nicht „befehlen“ oder anordnen. Sie ist an meine Person geknüpft und die Folge von Leadership.

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Worte hoeren sehen

Geistliche Impulse

I. Tagesworkshop Kirche Lindenwiese: VaterUnser-Weg – intensiv 2022

Dieses Angebot richtet sich an Menschen, die sich intensiver mit diesem weltumfassenden christlichen Gebet beschäftigen wollen. Und das sowohl theologisch-biblisch als auch meditativ und individuell. Welche Aussagen berühren mich aktuell besonders und warum? Wo gibt mir dieses Gebet Kraft und wo fordert es mich heraus? Zwei Fragen von vielen, mit denen sich die Teilnehmenden dieses Tagesworkshops beschäftigen: auf dem durch die Natur führenden kleinen „Pilgerweg“ und im Seminarraum der Kirche Lindenwiese in Überlingen-Bambergen. Die Gruppengröße ist auf 9 Personen begrenzt. Die Teilnahme ist kostenlos – Verpflegungspauschale 28 Euro.

Nächster Termin: Donnerstag, 26. Mai, Christi Himmelfahrt, Team: Pastor Dr. Thomas Dauwalter /Karin Walz, Start 9.30 Uhr – Ende 15.30 Uhr

http://www.lindenwiese.de

III. Frauen(Power) in der Bibel 2022

1. Termin: Samstag, 26. März, 14.00 – 18.00 Uhr

Tamara aus dem Alten Testament (1. Mose/Genesis 38)

2. Termin: Samstag, Juni, 14.00 – 18.00 Uhr

Rahab aus dem Alten Testament (Josua 2,ff)

3. Termin: Samstag, September, 14.00 – 18.00 Uhr

Procula, Ehefrau von Pontius Pilatus, Neues Testament (Matthäus 27,19)

Ort: Kirche Lindenwiese, Überlingen – Bambergen

//www.lindenwiese.de/kleingruppen-nach-mass

Adam und Eva, niedersächsischer Meister ca 1200, Benediktiner-Kloster St. Michael, Hildesheim

IV. Predigten

Frauenpower in der Bibel

Das Buch der Bücher trägt eine männliche Handschrift und auch die Hauptdarsteller sind männlichen Geschlechts: der Gott, der Sohn, der Heilige Geist, der Apostel, der Evangelist… Und die Frauen? Maria bleibt als Vorbild unerreichbar, Eva ist die ewige Verführerin und Maria Magdalena wurde von den Kirchenmännern über Jahrhunderte als „Hure“ verunglimpft. Auf den 2. Blick entthält die Bibel jedoch viele starke Frauengestalten – sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Es lohnt sich auch heute noch, sich mit ihnen näher zu beschäftigen.

Link zum Video liwi /youtube

Predigt: Dein Wille geschehe

Dein Wille, mein Wille, unser Wille – mein Wille in deinem Willen … Die Sache mit dem Willen ist verzwickt. Wo beginnt/endet mein Wille, wo der Wille Gottes. Bin ich etwa nur eine Marionette Gottes? Welche Gefühle kommen in mir hoch wenn ich erkläre: Dein Wille geschehe – Widerstand oder vertrauensvolle Hingabe? Ab wann übernimmt mein Ego das Ruder, und wo liegt es in meiner Verantwortung, bewusst Entscheidungen zu treffen?

Link zum Video Kirche Lindenwiese /youtube

Predigt: Leben in Balance

Sein oder Haben – worauf lege ich mehr Wert in meinem Leben. Sind die beiden Wagschalen im Gleichgewicht oder dominiert ein Aspekt. Ist mir das Materielle wichtiger als mein Sein? Wie gelingt es mir, in allem das richtige Maß zu finden, in Balance zu kommen und zu bleiben? Burnout ist der Schrei der Seele nach Ruhe, nach einem zur Besinnung kommen. Was stärkt mich, was gibt mir Halt in meinem Leben, Sinn und Orientierung?

Link zur Kirche Lindenwiese /youtube

Predigt: Sehend blind -Blind sehend

Es gibt Menschen, die haben gute Augen. Sie sehen alles, was um sie geschieht und sind trotzdem blind. Sie übersehen andere Menschen, Chancen und kleine „Wunder“ und auch ihre eigenen Bedürfnissen. Und es gibt Menschen, die haben ihr Augenlicht verloren, aber sie sehen mit dem Herzen. Sie verfügen über eine besondere Wahrnehmung. Ihr inneres Auge hat den „Blick“ für das Wesentliche.

Predigt: Vergebung bringt Freiheit

Viele Menschen wurden und werden immer wieder verletzt. Geschieht dies in der Kindheit hat das Auswirkungen bis ins hohe Alter. Manche Wunden heilen nie. Die Folge: Das Leben kann sich nicht voll entfalten. Es ist so, als ob man immer einen schweren Koffer mit sich herumschleppt. Erst, wenn ich bereit bin zu vergeben, eröffnet sich die Chance, den Koffer abzugeben. Die Wunden können heilen, Versöhnung ist möglich, neue Türen öffnen sich. Ohne „Koffer“ bin ich entlastet und mein Leben kann erblühen.

Theologischer Hintergrund:

Gaststudentin 2014-2015 am IGW Zürich (Institut für gemeindeorientierte Weiterbildung). Besuchte Seminare: Christologie, Seelsorge, Lebensverändernd predigen, Schweizer Führungskultur, Gemeindebau, Innovationen in Landes- und Freikirchen (Studienreise CH), Christliche Identität und kirchliche Glaubwürdigkeit in einer pluralen Welt (Studientag CH).

https://www.igw.edu/ch/

https://www.igw.edu/de/

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Worte austauschen

Coaching

… bedeutet dich so zu begleiten, dass du selbst die für dich passenden und stimmigen Schritte zur Lösung deiner Konflikte/Probleme findest. Warum: Du bist der Regisseur/die Regisseurin deines Lebens. Nur deine Lösungen sind authentisch und nachhaltig. Diese Verantwortung kann dir niemand abnehmen. Deshalb ist ein guter Choach auch kein „Ratgeber“, sondern ein „Brückenbauer“, der hilft, neue Ufer zu erreichen und dabei bisher ungelebte Potenziale ans Licht bringt.

Coaching ist keine Psychotherapie und sie ist bewusst nicht problem- und vergangenheitsorientiert, sondern lösungs- und zukunftsorientiert. Die Einstiegsfrage lautet deshalb: Wie ist die Situation jetzt, und was ist für dich das Ziel, das du erreichen willst. Manchmal ist dabei ein kurzer Blick in die Vergangenheit notwendig und sinnvoll – aber auch nicht mehr.

Der Zusatz „systemischer“ Coach bedeutet: Jeder von uns ist Teil eines Systems (z.B. Familie, Beruf). Ich kann das System in der Regel nicht ändern, aber wenn ich mich verändere, hat das Auswirkungen auf das System. Manchmal kann es jedoch – zu meinem eigenen Wohl – notwendig sein, das System zu verlassen. Doch selbst dies kann dazu führen, dass sich neue Türen öffnen.

Meine Aufgabe als Coach sehe ich darin, dir Hilfestellungen in diesem Prozess zu geben – zum Beispiel durch erkenntnisfördernde Fragen und Methoden, wie der Arbeit mit inneren Bildern und Archetypen. Neben einer qualifizierten Ausbildung, Berufs- und Lebenserfahrung biete ich Interessenten auf Wunsch auch die Arbeit mit Ponys und Pferde als „Co-Coaches“ an.

„Erst wenn du den Mut zeigst, deinen Weg zu gehen, zeigt sich der Weg dir.“

Zitat von Susan Marletta Hart

„In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorhersehung auch. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. Beginne jetzt.“

Johann Wolfgang v. Goethe

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ohne Worte

Kommunikation mit Herz

Pferde als „Menschenflüsterer“ – absolut ehrlich, spontan, vorurteilsfrei, eindeutig und mit einer großen Portion Empathie!

Kommunikation, das ist eine tägliche Herausforderung, die oft schief läuft – egal mit wem und in welcher Situation.  Rhetorik- und NLP-Seminare sind deshalb sehr gefragt. Die Regale der Buchhandlungen sind voll von Ratgebern wie „Erfolgreich verhandeln“ oder „Gewaltfeie Kommunikation“.  Eine Regel, formuliert von Paul Watzlawick (Kommunikations-Theoretiker) gilt für alle Modelle: Man kann nicht nicht kommunizieren. Aber, und das ist meine Erkenntnis als Journalistin, Pädagogin, Systemischer Coach und Trainerin: Man sollte immer mit dem Herzen kommunizieren und sich besonders in Konfliktsituationen bewusst auch mal „die Brille“ des Anderen aufsetzen. Wobei Erkenntnis und praktische Umsetzung (leider) nicht automatisch deckungsgleich sind.

Die Augen für diese Grundlagen einer erfolgreichen Kommunikation haben mir Tiere geöffnet, vor allem Pferde. Pferde, mag sich mancher verwundert fragen? Ja, Pferde. Sie haben mich in den vergangenen Jahren bei vielen Coachings und Workshops erfolgreich als Co-Trainer unterstützt. Der Grund scheint im ersten Moment verblüffend: Sie können nicht sprechen! Das erweist sich besonders bei Menschen, die durch Worte verletzt wurden oder sich sprachlich unterlegen fühlen als „Türöffner“.  Dabei geht es erst in zweiter Linie um das „Verstehen“ der Prozesse, die in der Begegnung zwischen Mensch und Tier ablaufen. Vorrangig sind das Zulassen und das Wahrnehmen der Emotionen, die dabei sichtbar und erfahrbar werden.

Angst besiegen – Vertrauen aufbauen

Das wurde mir besonders bei den Workshops mit Bewohnerinnen des Frauenhauses Stuttgart deutlich. Unsere Co-Trainer, alles Ponys, bewiesen im Kontakt mit diesen Frauen besonders viel Einfühlungsvermögen. Auch spielte es keine Rolle, ob die Teilnehmerinnen mit den Tieren Deutsch, Arabisch, Türkisch oder in einer anderen Sprache kommunizierten. Tiere hören auf die Sprache des Herzens. Mit dieser Sprache gelingt es, Mauern ab- und neues Vertrauen aufzubauen sowie – dort, wo es auch mal notwendig ist – Grenzen aufzuzeigen, beherzt NEIN zu sagen. Schritt für Schritt, mit Geduld und Zuspruch, wenn die Angst vor der eigenen Courage den nächsten Schritt in der Arbeit mit den Tieren zu boykottieren droht.

Was für die eine Frau eine kleine Herausforderung ist, kann für die nächste schon eine große Mutprobe sein. Deshalb ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass jeder Mensch sein individuelles Schicksal und in der Konsequenz sein individuelles Entwicklungstempo hat. Ich selbst erlebte in meiner Kindheit einen großen Vertrauensverlust – eine Erfahrung, die allerdings nicht mit dem zu vergleichen ist, was manche dieser Frauen durchgemacht haben. Dennoch ermöglichte dies eine Atmosphäre des unausgesprochenen gegenseitigen Verstehens und Akzeptierens. Die lachenden Gesichter der Frauen, die sich am Ende des Tages trauten, sich auf dem Rücken eines Haflingers durch die Reithalle führen zu lassen, erfüllen mich noch immer mit Freude und Dankbarkeit.

Führen und sich führen lassen

Wenn es um das Thema Führungskräfteentwicklung geht, gelten andere Rahmenbedingungen. Die Seminarziele sind klar formuliert – Optimierung der Kommunikation und der Führungskompetenz –, die Pferde übernehmen die Rolle der „Mitarbeiter“. Auch hier gibt es „Aha-Momente“. So nahm ein Vorstandsmitglied einer Bank kurz vor seiner Pensionierung noch mit seiner Führungsmannschaft an einem pferdegestützten Training teil. Wie er selbst erklärte „eher aus Neugierde“. Als er seinen Haflinger durch den aufgebauten Parcours führen sollte, klappte das hervorragend. Einem Impuls folgend präsentierte ich ihm danach einen ganz besonderen vierhufigen „Mitarbeiter“: Einstein, ein Minipferd, aber eines mit großer Persönlichkeit. Der Vorstand marschierte in der gleichen Geschwindigkeit los. Der kleine Hengst wechselte, um mithalten zu können, in den Trab und als das auch nicht so richtig klappte, in den Galopp. Schließlich wurde er so sauer, dass er das „Leittier Mensch“ überholte und sich vor ihm auf die Hinterhufe stellte.

Der Mann war kurz wie vom Donner gerührt. Gewohnt, dass sich alle nach seiner Geschwindigkeit richten, hatte er kein einziges Mal einen Blick nach hinten verschwendet, um zu kontrollieren, ob Einstein ihm überhaupt folgen konnte. Er handelte nicht nach der Regel „der Geführte führt den Führenden“. Sein Selbstverständnis als Führungskraft lautete: Ich bestimme das Tempo; wer nicht mithalten kann, ist für den Job nicht geeignet. Das war sein „blinder Fleck“. Bisher hatte es niemand gewagt ihn darauf hinzuweisen, niemand, außer Einstein. Später, in der Abschlussrunde des Trainings, gab er offen zu: „Frau Walz, wenn Sie versucht hätten mir mit Worten mein Führungsdefizit zu erklären, ich hätte 1000 Gründe genannt, warum das Problem bei dem jeweiligen Mitarbeiter und nicht bei mir liegt. Doch Einstein hat mir die Augen geöffnet.“ Für dieses Statement erhielt er von uns allen einen kräftigen und ehrlichen Applaus. Bei dem kleinen Hengst bedankte er sich mit einer großen Karotte.

Pferde schauen hinter die „Fassade“

Die große Chance, die Tiere uns als Co-Trainer oder Co-Coaches bieten, ist, dass sie uns in der Kommunikation mit ihnen ein unbestechlicher, spontaner und damit authentischen Spiegel sind. Der gesellschaftliche Status, Geld, Geschlecht, Nationalität, rhetorische Finessen interessieren sie nicht. Zwei Eigenschaften sind der Schlüssel, der uns die Tür zu ihrem Wesen öffnet: Respekt und Vertrauen. Und das sind gleichzeitig die Eigenschaften, die wir vor allem von Menschen erwarten, die andere Menschen führen – ob in Firmen, Vereinen, Kirchen oder in der Familie als Vater und Mutter.

Doch was unterscheidet Vertrauen von Respekt? In dem Wort Vertrauen steckt das Wort trauen. Wer im Leben schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat oder Schicksalsschläge verkraften musste, der braucht Mut, um einem Anderen – manchmal auch sich selbst und Gott – zu vertrauen, sich ihm anzuvertrauen. Menschen, die Einfühlungsvermögen, Geduld und echtes Interesse zeigen, die ehrlich sind und die Fähigkeit besitzen zuzuhören, sind in diesem Fall Balsam für die verletzten Seelen. Doch selbst wenn ich jemand vertraue bedeutet das nicht automatisch, dass ich mich seiner Führung anvertraue. In der Arbeit mit Pferden erlebe ich immer wieder, dass Teilnehmer und Pferde miteinander angstfrei und vertrauensvoll kommunizieren. Wenn es jedoch darum geht, dass die Tiere den Menschen freiwillig und ohne Hilfsmittel durch den Geschicklichkeitsparcours folgen, bleiben die Pferde oft nach ein paar Schritten stehen. Warum? Die Pferde respektieren diese Personen nicht als „Leithengst“ oder „Leitstute“. Es sind widersprüchliche Kommunikations- und Verhaltenssignale, die den Respekt untergraben und letztendlich auch das Vertrauen in die Führungskompetenz. Insbesondere in Konfliktsituation lassen sich Pferde durch eine vermeintlich souveräne Körperhaltung nicht täuschen.

Potenziale entdecken und wecken

Pferde sind, so das Fazit, sehr feinfühlig, wenn es darum geht, Egoisten und Blender zu entlarven. Aber, sie sind auch die idealen Co-Trainer, wenn es darum geht, menschliche Potenziale zu wecken, „blinde Flecken“ in der eigenen Wahrnehmung sichtbar zu machen, eine authentische Kommunikation zu fördern und das Selbstbewusstsein zu stärken. Mehr noch: In der Arbeit mit verschiedenen Selbsthilfegruppen habe ich immer wieder erlebt, wie es Pferden erstaunlich schnell gelingt, Menschen zu entschleunigen, sie zu erden und gleichzeitig ihre Wahrnehmung zu sensibilisieren – ob beim meditativen Striegeln oder bei einem „sit in“ auf der Koppel. Keine Frage: Smartphones und andere elektronische Medien sind bei solchen Workshops tabu. Es geht auch darum, den Alltag loszulassen, zu sich zu kommen, in sich hineinzuhören, mit sich in einen inneren Dialog zu treten.

Deshalb liegt mir auch das Seminarangebot „AusZeit mit Insight“ am Herzen: Ein Angebot für Kleingruppen, die den Wunsch haben und bereit sind, sich eine Auszeit zu gönnen, um sich neu zu entdecken. Und das ohne Leistungsdruck, spielerisch, mit meditativen Elementen, Begegnungen mit Pferden und Alpakas sowie einem offenen Austausch in einer vertrauensvollen, wertschätzenden Atmosphäre.

Und: Für mich selbst ist es nach wie vor berührend, wenn sich ein fremdes Pferd innerhalb kurzer Zeit und aus eigenem Antrieb dafür entscheidet, mir quer durch einen Geschicklichkeitsparcours zu folgen. Wenn es mich am Schluss  sanft mit seinen Nüstern berührt, weiß ich, dass unsere Herzen miteinander „flüstern“. Ich möchte dann die Welt umarmen, doch der Hals des Pferdes reicht auch…

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gelebte Worte

über mich …

Ich wurde 1953 in Stuttgart geboren. Meine beruflichen Stationen: Bankkauffrau, Pädagogikstudium, Zusatzqualifikation Erwachsenenbildung, Begleitstudium Kommunikationswissenschaften, Volontariat, Journalistin bei Zeitungen (2 journalistische Auszeichnungen) und für die Wirtschaftsredaktion der DW-TV in Berlin, Arbeitsaufenthalte in den USA, Dozentin für Journalismus / PR / Kommunikation. Ab 2004 pferdegestützte Persönlichkeits- und Führungskräftetrainings mit Pferden. Zusatzqualifikationen: Leadership-Zertifikat St.Galler Business School, Ausbildung zum Systemischen Coach (Coaching Akademie Hamburg) und Horse Assisted Educater (EAHAE). Aktuell engagiere ich mich zusätzlich in Integrationskursen 2 Nachmittage die Woche als Deutschdozentin.

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und die Pferde

Ich besaß nie ein eigenes Pferd. Dafür lernte ich in den vergangenen Jahrzehnten sehr viele kennen: sanfte Pferde, Dickschädel, verspielte Zeitgenossen, Spitzbuben, Sensibelchen und „Pferde-Häuptlinge“. Leider aber auch vernachlässigte, gebrochene, verängstigte und geschundene Tiere, die mir die Schattenseiten der „Partnerschaft“ zwischen Mensch und Pferde vor Augen hielten.

Meine „Reit-Karriere“ begann klassisch in einer Reitschule. Sie führte mich zu kurzen Abstechern in die Hohe Schule der Reitkunst nach Portugal und zum Springreiten nach Irland. Es folgte die Wanderreiterei und schließlich der Einstieg ins Westernreiten. Dazwischen lag eine Auszeit von vier Jahren. Der Grund: Drei schwere Reitunfälle, die zu Angstzuständen führten, sobald ein Pferd mir zu nahe kam. Doch die Liebe zu den Pferden war schließlich stärker.

Der erste Schritt der Wieder-Annäherung bestand darin, Ponys zu streicheln. Etwas später nahm ich – wagemutig – an einem Trail mit Island-Ponys teil (Muskelkater inklusive, trotz eines mit einem Schafsfell gepolsterten Sattels). Dann traf ich auf die ersten Pferdeflüsterer und entdeckte auch in mir das „Horsewisperer-Gen“. Dies und ein Seminar zum Thema Tierkommunikation bestärkte mich schließlich darin, auch beruflich mit Pferden zu arbeiten. Sie haben sich dabei als ideale Assistenten, manche sogar als Co-Coaches erwiesen – die oft genug nicht nur den Teilnehmern, sondern auch mir zu überraschenden Erkenntnissen verhalfen!

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Texte

Unter dieser Rubrik findest du immer wieder neue Texte ….

Zur Einstimmung zwei Zitate …

„Wähle deine Worte mit Bedacht: Bedenke stets der Worte Macht“

Zitat von Wolfgang Lörzer (*1950), VHS-Dozent und Autor

„Worte sind der Seele Bild“.

Deutsches Sprichwort

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geschriebene Worte

Tigerperle & Tigerzebra

2 Kurzgeschichten – 2 „Mutmacher“

Booklets können bestellt werden – Lesungen auf Anfrage

Textprobe „Die Tigerperle“

Der Tiger, der nicht wusste, dass er ein Tiger war, lag erschöpft auf dem Boden seines Käfigs. Sein Fell war struppig und übersäht von Wunden und Narben. Kein Wunder, denn in den vergangenen Jahren war er immer wieder gegen die Gitterstäbe seines Gefängnisses angerannt. Aber weder seine Zähne, noch seine Krallen noch seine pure Körperkraft hatten diese bezwingen können. Im Gegenteil. Je mehr er gegen sie anrannte, umso dicker und unüberwindlicher schienen sie zu werden. Nun lag er zermürbt, traurig und entkräftet am Boden – erschöpft und am Ende seiner Weisheit.

Da fiel sein Blick auf einen Löwen, der in einer Ecke seines Käfigs lag und ihn liebevoll aber kopfschüttelnd anschaute. „Was, wie, wo kommst du denn plötzlich her?“ fragte der Tiger den Löwen überrascht. „Ich war schon immer hier, aber du hast mich nie wahrgenommen. Du warst viel zu beschäftigt damit, die Gitterstäbe zu bezwingen“, erklärte der Löwe mit sanfter Stimme. Er schien froh darüber zu sein, dass der Tiger ihn endlich bemerkte. „Und, was machst du hier?“ fragte ihn dieser. „Ich bin hier, um dir etwas zu zeigen“, antwortete der Löwe. Gemächlich stand er auf und ging zu den Stäben. Dort angekommen warf er dem Tiger einen viel sagenden Blick zu und – der Tiger war fassungslos – marschierte  einfach durch die Stäbe hindurch auf die andere Seite des Käfigs.

„Wie, wie… begann dieser stotternd – wie hast du das gemacht?“ „Ganz einfach“, antwortete der Löwe. „Die Stäbe sind eine Illusion, DEINE Illusion. In der Realität sind sie nicht vorhanden. Deshalb existieren sie für mich nicht.“ „Das ist nicht möglich“, entgegnete der Tiger bestimmt. Während er das noch sagte, spazierte der Löwe würdevollen Schrittes zurück in den „Käfig“.

Das muss ein Zaubertrick sein, dachte der Tiger und schien erleichtert über diese Erkenntnis. Denn die Erklärung des Löwen schien ihm doch etwas absonderlich. Waren seine Schrammen nicht sichtbarer Beweis für die Existenz der Gitterstäbe? „Was hast du zu verlieren?“ fragte der Löwe, der offensichtlich Gedanken lesen konnte. „Stell dir einfach vor, die Gitterstäbe wären nur Lichtsäulen und strecke deine Tatze durch sie hindurch.“ Der Tiger überlegte. Vielleicht hatte der Löwe ja Recht, so unwahrscheinlich es auch klang. Vielleicht, das wäre die logische Erklärung, war dies aber nur ein Traum…? Sei´s drum, ein Versuch konnte nicht schaden. Also tat er, wie der Löwe ihm geheißen. Erstaunt zog er seine Tatze zurück – es hatte funktioniert. „Jetzt geh mit deinem ganzen Körper durch die Stäbe“, ermunterte ihn der seltsame Gast.

Der Tiger nahm allen Mut zusammen und setzte zum Sprung an, denn er wollte dieses Experiment schnell hinter sich bringen. Als er mit halbem Körper auf der anderen Seite war, verließ ihn jedoch das Vertrauen. Er blieb zwischen den Stäben stecken. Zu seiner Verwunderung fühlte er keinen Schmerz. Aber die Lage schien aussichtslos, denn es ging weder vor noch zurück. Hilfe suchend rief er nach dem Löwen, der ihn schließlich in diese Lage gebracht hatte „Was nun?“, fragte er mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme. „Entspann dich, lass los“, lautete die Antwort. Gut, dachte der Tiger und ließ sich zurück in den Käfig fallen – dies schien ihm momentan die sicherste Variante zu sein…

Textprobe „Das Tigerzebra“

Mit Bedacht biss Phyllis in den knackigen Apfel. Mmmm, er schmeckte einfach lecker. Hinter ihr vernahm sie ein leises Schnauben. „Ja, ist ja schon gut. Ich weiß, es ist dein Apfel, aber heute habe auch ich Hunger,“ erklärte sie mit einem Lächeln. Vorsichtig teilte sie mit ihren Daumen den Apfel in zwei Teile und zerbrach diese dann in vier kleinere Stücke. So konnte Phyllis sie besser durch die Maschen des Zauns reichen. Dort wartete ihr vierbeiniger Freund schon mit seinem weichen Maul, um die saftigen Obstecken vorsichtig aus den Fingern des Mädchens zu nehmen.

Phyllis, die erst vor wenigen Tagen zehn geworden war, saß auf der Lehne einer Holzbank, denn so konnte sie Itschi, auf diesen Namen hatte sie das seltsam aussehende Tier getauft, besser in seine großen braunen Augen schauen. Itschi war eine Kreuzung zwischen einem Zebra und einem Pferd, deshalb stand unter dem kleinen Schild am Zaun auch das Wort „Zeberoid“. Von seinem Vater hatte es die dunklen, schwarzen Streifen, von seiner Mutter, einem Pferd, die braune Farbe dazwischen. Damit hatte es Ähnlichkeit mit dem Fell eines Tigers. Die anderen Tiere der kleinen Herde sahen aus, wie normale Zebras eben aussehen: weiß mit schwarzen Streifen – oder umgekehrt. Das Zeberoid überragte sie um einige Zentimeter.

Phyllis hatte ihren vierbeinigen Freund vor einem Jahr kennengelernt. Heute feierten sie so etwas wie ein kleines Jubiläum. Eigentlich müssten ihre Eltern auch da sein, denn die hatten ihre Tochter vor zwölf Monaten als Belohnung für eine gute Aufsatznote mit einem Zoobesuch überrascht. „Erinnerst du dich?“, fragte Phyllis das Zeberoid. Das schaute sie mit seinen großen, dunkelbraunen Augen an und nickte mit seinem Kopf, als habe es seine kleine Freundin verstanden.

Damals, es war ein Sonntag, stand plötzlich dieses kleine Mädchen vor dem Maschendraht. Da ist ja ein Tigerzebra hatte es erstaunt ausgerufen und war zu seinem Gehege gerannt. Seine Eltern eilten mit schnellen Schritten zu ihrer Tochter, um sich dieses seltsame Tier ebenfalls anzusehen. Während Phyllis Mutter das Zeberoid einfach „entzückend“ fand, meinte Phyllis Vater mit einem kritischen Unterton: „Das ist ja eine komische  Mischung, halb Pferd, halb Zebra, das gehört eigentlich gar nicht hierher“.

Phyllis schaute ihn irritiert an. Was meinte er damit? Auch ihre Eltern hatten eine unterschiedliche Haut- und Haarfarbe. Und sie hatte von beiden etwas: eine kupferfarbene Haut und blonde Haare. War sie etwa auch eine „komische Mischung“? Als sie noch klein war, hörte sie andere Frauen zu ihrer Mutter sagen, was sie doch für eine „entzückende Tochter“ hätte. Später nahm die Zahl der Leute zu, die sie forschend ansahen. In der Schule war sie eine Außenseiterin. Am Anfang hatte ihr das etwas ausgemacht, aber irgendwann legte sie sich ein dickes Fell zu. Sie flüchtete sich in die Welt der Phantasie, verschlang reihenweise Bücher und liebte die Spaziergänge im großen Park. Der begann gleich am Ende ihrer Straße und grenzte an seinem Ende an den Zoo.

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Worte der Schöpfung

Kastanie

Kastanien haben mich immer fasziniert – sowohl die Bäume mit ihren „Tannenbaum-Blüten“, als auch ihre wunderschön geformten Früchte.

Diese sind während ihres Reifeprozesses von einer stacheligen Schale umhüllt. Wenn die Kastanie sie nicht mehr braucht, die Zeit reif ist, sprengt sie ihre Schutzhülle, wirft sie ab. Erst dann enthüllt sich dem Betrachter ihre innere Schönheit und Vollkommenheit… Damit kann die Kastanie für uns zum Spiegel und zum Vorbild werden.

Aus den braunen Früchten werden entweder wieder neue Bäume, sie dienen Tieren als Futter, in Form der Esskastanie auch für uns als Delikatesse und manchen Kindern als Natur-Spielzeug. Die Kastanie hat also viel zu geben.